Schwellköpp

Schwellköpp 1952 (Foto-Archiv: J. Gumbrich)

Historie*

Der Verein wurde im Jahr 1925 unter dem Namen „Sunneblum“ gegründet. Zu den Gründungsmitgliedern gehörte auch der spätere Ehrenvorsitzende Johann Haas. Die Namen der weiteren Gründungsmitglieder konnten leider nicht mehr eruiert werden. Als Motiv für die Gründung eines Karnevalvereins in dieser schweren Zeit (verlorener Krieg, Arbeitslosigkeit, Inflation) kann man aus heutiger Sicht annehmen, dass die Gründer mit Witz, Humor und rheinischer Fröhlichkeit einen Ausgleich zu dem vielfach harten Alltag schaffen wollten. Das intakte Vereinsleben hielt leider nur eine relativ kurze Zeit. Bedingt durch interne Streitereien verließen 48 Mitglieder zum 6.1.1929 den Verein. Damit existierte der Karnevalverein „Sunneblum“ praktisch nicht mehr.

Dies war jedoch nicht das Ende der karnevalistischen Aktivitäten in unserem Ort. Im selben Jahr wurde ein neuer Verein unter dem Namen „Schnorreswackeler“ gegründet, der in den vielen Jahrzehnten seines Bestehens das Ortsgeschehen mitgeprägt hat. Der neue Verein ließ nichts „anbrennen“ und gestaltete die Session 1929. Ein stolzer Gewinn von 53,60 Mark wurde erwirtschaftet. Die Zahl der Mitglieder war bis zum 21.1.1929 auf 68 gestiegen. Erwähnenswert ist, dass mit Datum vom 13.2.1931 an die Amtskasse 50 Mark „Lustbarkeitssteuer“ abgeführt werden mussten. Über weitere Aktivitäten bis zum Jahr 1939 liegen keine Unterlagen vor. Überliefert ist, dass nach der Session 1939 ein langer Stillstand eintrat (zweiter Weltkrieg).

Zehn Jahre später, am 12.1.1949, wurde ein Antrag mit Satzung zur „Wiederauflebung“ des Karnevalvereins „Schnorreswackeler“ an die Amtsverwaltung in Bingerbrück gestellt. Der Antrag wurde positiv entschieden.

Dokumentiert als erste Sitzung der Nachkriegszeit ist die Veranstaltung von 1952. Vorsitzender war Mathias Lang, Sitzungspräsident Manfred Wolf. In den folgenden Jahren wurden nicht nur Sitzungen veranstaltet, auch die Rosenmontagsumzüge kamen nicht zu kurz. Der Umzug 1960 fand bei strahlendem Sonnenschein unter Mitwirkung des Elferrates und der Garde statt. Auf Grund des schönen Wetters konnte die Garde auf lange Unterhosen verzichten.

1965 fand eine Kappensitzung im Saal van Ghemen statt. Vorsitzender und Sitzungspräsident war Manfred Wolf. Im Komitee saßen auch drei spätere Sitzungspräsidenten: Werner Ries, Alois Schäfer und Erich Müller. Der Verfasser und Chronist der Festschrift „7×11“, Karl-Heinz Schäfer, hat während dieser Sitzung zum ersten Mal die närrischen Bretter betreten.

Mit großem Aufwand wurde 1975 das 50-jährige Jubiläum des Vereins vorbereitet. Pünktlich zum 11.11. öffnete sich der Vorhang der Bühne in der Trollbachhalle zu einem bunten Abend mit bekannten Gästen. Erstmals war der SWF 3 aus Mainz zu Gast in Rümmelsheim. Aufgezeichnet wurde ein neuer Fastnachtsschlager der Margit Sponheimer, den sie wie jedes Jahr zum 11.11. im Rahmen einer Fernsehsendung vorstellte. Die Altvorderen der Nachkriegsjahre wollten es zur Jubiläumsveranstaltung noch einmal richtig „krachen“ lassen: Manfred Wolf als langjähriger Sitzungspräsident,  Toni Schneider als Spezialist für die Bewegung der Lachmuskulatur, Theo Marbach, langjähriger Aktiver und Stimmungskanone und Hubert Kraft, der über Jahre hinweg als „Flibbes“ die Wände wackeln ließ. Die vier „Alten“ zelebrierten eine musikalische Glanznummer, welche der versammelten Narrenschar noch lange in Erinnerung blieb.

In der Kampagne 1983 betrat Walter Schnell aus unserer Nachbargemeinde Dorsheim zum ersten Mal die närrische Bühne der Schnorreswackeler mit einem selbst getexteten und komponierten Liedbeitrag. Gleich bei diesem ersten Auftritt hatte er sich in die Herzen der Narrenschar gesungen. Bis in die 90er Jahre folgten noch viele Auftritte, alle mit eigenen Texten und Melodien. Das Standardlied des singenden Schulbuben von „Dorschem“ war das „Layer Lied“.

Das 1968 gegründete Männerballett hat seit seinem Bestehen etliche Höhen und Tiefen erlebt. Viele Akteure kamen und gingen. Eine feste Instanz über viele Jahre hinweg waren aber die beiden Trainerinnen, Renate Grimm und Gabi Mathes. Der größte Erfolg des Männerballetts war die Teilnahme an der Fernsehsitzung „Hessen lacht zur Fassenacht“ 1988 in Altenstadt.

Das wohl traurigste Jubiläum, das der Verein begangen hat, war das im Jahr 1991. Kurz nach Fertigstellung der Dekoration der Trollbachhalle musste wieder abgebaut werden. Die Fastnacht war von den Behörden abgesagt worden. Drei Tage vor der ersten Sitzung hatte die Operation „Wüstensturm“ der Amerikaner begonnen, der Irakkrieg.

Wie bei vielen Karnevalvereinen gehört auch zu den Schnorreswackelern eine Garde, deren erfolgreiche Zeit in den 80er Jahren lag. Sie konnte viele gute Platzierungen und einige Siege beim Garde-Tanzturnier beim WCV in Weiler verbuchen. Später bestritt die Garde Turniere im Frankfurter Raum.

Die Session 2013 war wieder ein Jubiläumsjahr. Zu feiern waren 8×11 Jahre Schnorreswackeler. In der Jubiläumssitzung am 26.01.2013 wurde ein närrisches Feuerwerk abgebrannt, welches allen Akteuren und dem Publikum viel Freude bereitete.

Vieles hat sich im Verlauf der Jahre geändert. Ein Freundes- und Förderkreis des KV Schnorreswackeler e.V. war gegründet worden. Karl-Heinz Schäfer, Ehrenpräsident, Vizepräsident Förderation Europäischer Narren, langjähriger Sitzungspräsident und Büttenredner, hat seine aktive Zeit beendet. Den Vereinsvorsitz übernahm Uwe Karbe. Als Sitzungspräsident fungierte Tim Baaser. Etliche darbietende Gruppen hatten sich aufgelöst, neue kamen hinzu. Das Gleiche gilt für die Büttenredner. Die Älteren haben aufgehört, der Nachwuchs hat die Lücken gefüllt.

 

ANMERKUNGEN:
11.5 Karnevalverein Schnorreswackeler e.V.
1 Die Ausführungen basieren auf den Vereinsfestschriften von 2001/2002 und 2013.
Sie wurden freundlicherweise von Karl-Heinz Schäfer zur Verfügung gestellt.
2 s. Allgemeine Zeitung vom 25.10.2015

*QUELLANGABEN:
Ortschronik Rümmelsheim, 2019
Karnevalsverein Schnorreswackler e.V.
Autor: Eugen Tullius
Seite:320-322